Amphibien auf Wanderschaft
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Amphibien auf Wanderschaft
Hier an der Oberkasseler Straße steht etwas abseits der Straße im Wald auf 800m Länge ein niedriger grüner Zaun der fest mit dem Boden abschließt. Dies ist ein Amphibien-Schutzzaun. Im Februar jeden Jahres wird er von den Mitarbeitern der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft für 2 Monate aktiviert und es werden Eimer direkt am Zaun eingegraben. Er soll die hier lebenden Erdkröten und ihre Verwandten daran hindern, die Straße auf eigene Faust zu überqueren. Denn das endet bei der hier herrschenden hohen Verkehrsdichte für die Tiere fast immer tödlich.
Wie funktioniert der Zaun?
Die meisten Amphibien (Kröten, Frösche, Molche, Salamander) orientieren sich beim Laufen immer am Boden und nicht so sehr nach oben. Daher laufen die Tiere eher um Hindernisse herum, als dass sie darüber klettern. Wenn Amphibien auf den Zaun treffen, folgen sie daher seinem Verlauf, bis sie in einen Fangeimer fallen. Die Fangeimer stehen im Abstand von nur etwa 15 m, damit die Tiere nicht zu weit laufen müssen und damit nicht zu viele Tiere in einem Eimer landen. Dort verbleiben sie, bis sie am nächsten Tag bei der Kontrolle eingesammelt und auf der anderen Straßenseite im Wald ausgesetzt werden. Eine engagierte Gruppe von ehrenamtlichen Helfern opfert bereitwillig im Frühjahr ihre Zeit, um die Kröten täglich über die Straße zu tragen. Wer Lust hat, mitzuhelfen, kann sich gerne unter info@biostation-bonn-rheinerft.de melden.
Wo wollen die Kröten im Frühjahr hin und wo sind Sie das restliche Jahr zu finden?
Viele Leute glauben, dass Amphibien - auch Lurche genannt - das ganze Jahr im Wasser leben. Das trifft jedoch nicht zu. Zwar verbringen fast alle Amphibien eine gewisse Zeit im Wasser, jedoch beschränkt sich das bei den meisten Arten auf wenige Wochen im Frühjahr. In dieser Zeit paaren sie sich und legen Eier ab - den so genannten Laich. Erdkröten und Grasfrösche sind die Ersten: Sie kommen im Februar und März zum Gewässer. Die Tiere wandern alle nahezu gleichzeitig in großen Zahlen zum Dornheckensee und zu ein paar kleineren Stillgewässern im Wald. Wenn sie für Nachwuchs gesorgt haben, verlassen die meisten Amphibien das Wasser und ziehen sich in die umliegenden Wiesen und Wälder zurück. Dort gehen sie auf die Suche nach Nahrung. Im Herbst, wenn die Nächte wieder kälter werden und Frost droht, machen sich die Tiere dann auf die Suche nach einer frostfreien Überwinterungsmöglichkeit. Dies können Totholzstapel oder Laubhaufen im Wald sein. Aber auch Kaninchenbaue oder Höhlen und Ritzen in Geröllhalden. Nach der Überwinterung wandern sie dann im Frühjahr wieder zu den Seen und Tümpeln um Eier zu legen. Leider liegen gute Winterquartiere, Gewässer und Jagdgebiete nicht immer direkt beieinander. Deshalb müssen die Tiere oft große Strecken zurücklegen, um die einzelnen Gebiete zu erreichen. So kann es durchaus vorkommen, dass Erdkröten im Jahr 2 bis 3 km laufen und einige Straßen überqueren müssen.
Bei der Betrachtung des Aufwands stellt sich die Frage: Lohnt sich das?
In den Eimern des Krötenzauns entlang der Oberkasseler Straße, vor dem Sie sich hier befinden, werden nicht nur Erdkröten sondern auch Grasfrösche, Feuersalamander, Fadenmolche und Bergmolche gefangen. Jedes Jahr werden an diesem Zaun ca. 700 bis 1000 Amphibien vor dem Straßentod gerettet (95% davon sind Erdkröten).
Der Zaun ist notwendig, da bereits eine Verkehrsbelastung von 15 bis 20 Autos pro Stunde, die hier weit überschritten wird, zur Folge hat, dass jährlich bis zu der Hälfte aller Kröten eines Teiches überfahren werden. Ohne Zaun kann der Straßenverkehr dazu führen, dass ein Krötenvorkommen innerhalb von wenigen Jahren ausstirbt.
Wenn Sie bei einem Spaziergang Amphibien in den Eimern sehen, lassen Sie sie bitte dort drin. Der tägliche Krötenzaunkontrolleur kommt bestimmt noch vorbei. Und für uns ist es wichtig die genaue Zahl der „geretteten“ Amphibien zu bestimmen.