Bäche - Lebensadern im Wald

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Bäche - Lebensadern im Wald

Beim Wandern im Siebengebirge stößt man immer wieder auf Bäche und kleine Rinnsale. Sie ziehen sich wie Adern durch das Hügelland. An dieser Stelle sehen Sie im Tal den Ankerbach.
Er entspringt östlich von Oberholtorf als künstlicher, geradliniger Graben. und fließt zwischen den Feldern hindurch. Wenn er den Wald erreicht, wird er nicht mehr künstlich begrenzt und kann sich frei entfalten. Das Bachbett wird unregelmäßiger und ist sehr natürlich. Beim Erreichen des Ortsrandes von Oberkassel wird der Ankerbach wieder in ein festes Bett gezwängt, später in ein Rohr geleitet und mündet am Bonner Bogen in den Rhein. Der Bach hat eine Gesamtlänge beträgt 4,4 Kilometer, sein Einzugsbereich umfasst 3,0 km².
In der Nähe des Bachs sieht der Wald anders aus als auf den übrigen Flächen. Hier wachsen spezielle Pflanzen, die starke Nässe im Boden und die regelmäßigen Überschwemmungen aushalten. Bäche erhöhen also die Artenvielfalt im Wald.

Mäander, Rauschen und Stillen

Bäche im Mittelgebirge haben oft ein starkes Gefälle, sodass das Wasser große Kräfte entwickelt und Veränderungen in der Landschaft bewirkt. Wenn das Wasser auf Bodenunebenheiten trifft und seitlich daran vorbei fließen kann, bildet der Bach eine Kurve aus. Das Wasser gräbt an der Außenseite der Kurve immer mehr Boden ab, wogegen auf der Kurveninnenseite Material angelagert wird. Über die Jahre hinweg verstärken sich Kurven eines Baches und es entstehen starke Schleifen - die so genannten Mäander.
Kann eine Barriere nicht umflossen werden, staut sich das Wasser davor, bis es schließlich darüber fließt und dahinter hinabfällt. Dabei nimmt es Sauerstoff aus der Luft auf und rauscht. Diese Bereiche heißen „Rauschen“. Das herabfallende Wasser gräbt eine Mulde in den Boden dahinter und fließt dann langsam und ruhig bis zur nächsten Barriere. Diese Bereiche sind die „Stillen“. Durch diese Wechsel von Rauschen, Stillen und Mäandern erhält der Mittelgebirgsbach eine geschwungene, treppenartige Struktur.

Leben im Bach

Die Lebewesen, die einen Bach bewohnen, sind an diese Treppen-Struktur angepasst. In den „Rauschen“ findet man Tiere mit hohem Sauerstoffbedarf. Sie haben oft kräftige Beine, mit denen sie sich in der Strömung an Steinen festhalten können, z. B. Köcherfliegenlarven und Eintagsfliegenlarven. Andere kleben am Boden fest, wie z. B. Strudelwürmer und Flussnapfschnecken.
In den „Stillen“ findet man Tiere mit etwas geringerem Bedarf an Sauerstoff wie Bachflohkrebse, Wasserasseln und Larven des Feuersalamanders. Diese schwimmen auch frei im Wasser.

Immer nasse „Füße“: Die Schwarzerle

Schwarzerlen sind Waldbäume, die typischerweise entlang von Bächen stehen. Sie können dort wachsen, wo es für die meisten anderen Bäume zu nass ist. Das liegt daran, dass sie besondere Wurzeln haben, die auch zum Bach hin kriechen und den Baum so fest verankern. Teilweise wachsen sie sogar unter dem Bach durch. Die Wurzeln der meisten anderen Baumarten wachsen nicht bei zu viel Feuchtigkeit und wenden sich vom Bach weg. Dadurch können diese Bäume langsam vom Bach einseitig unterspült werden, den Halt verlieren und schließlich umkippen. Erlen werden nicht unterspült und sind natürliche Bachbefestigungen.

Feuersalamander (Salamandra salamandra)

Der Feuersalamander gehört zu den Amphibien und besitzt wie alle seine Verwandten eine feuchte Haut mit vielen Drüsen. Diese Hautdrüsen produzieren Schleim, der die Tiere vor Austrocknung schützt und ein Gift, das Bakterien und Pilze abtötet.
Das Hautgift des Salamanders ist besonders stark. Einem Raubtier (z. B. Marder, Iltis, Fuchs), das versucht, einen Feuersalamander zu fressen, wird davon übel. Das führt dazu, dass es seine Beute wieder ausspuckt. Weil der Salamander so auffällig gelb-schwarz gefärbt ist, merkt sich der Räuber diese schlechte Erfahrung und lässt den nächsten Salamander wahrscheinlich in Ruhe. Das Farbmuster des Salamanders ist also eine Warnfärbung.
Feuersalamander leben meist in Laubwäldern und brauchen kleine Bachtäler. Anders als die übrigen Amphibien legen sie keine Eier, sondern sind lebendgebärend. Die Muttertiere legen fertige Larven in die Bäche. Auch die Paarung erfolgt nicht wie bei den anderen Amphibien im Wasser, sondern an Land. Salamander können auch nicht gut schwimmen und gehen daher freiwillig nie in tiefes Wasser.
Am Tag verstecken sich Salamander gerne unter totem Holz. Hier überwintern sie auch. Es kommt immer wieder vor, dass man die Tiere in einem Brennholzstapel im Garten findet.
Früher, als alle Leute noch mit Holz heizten, wurde auch Totholz vom Waldboden gesammelt und verbrannt. Dabei kam es immer wieder vor, dass ein Feuersalamander aus Versehen mit dem Holz ins Kaminfeuer geworfen wurde. Dort kam er dann natürlich herausgelaufen, weil es ihm zu heiß wurde. Die Leute dachten dann, der Salamander würde im Feuer geboren, und Hitze könnte ihm nichts anhaben. Daher heißt er auch Feuersalamander.
Der Aberglaube ging in manchen Regionen Deutschlands soweit, dass die Leute bei einem Häuserbrand Salamander ins Feuer warfen, um es zu löschen.