Der Himmel auf Erden

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Der Himmel auf Erden

Der Blaustern ist ein typischer Frühjahrsblüher. Kaum, dass Schnee und Frost weichen, strahlt er mit seinen beiden glänzenden Laubblättern und den hellblauen, sternförmigen Blüten frisch aus dem kahlen Waldboden hervor. Daher wird er auch Schneestolz oder Sternhyazinthe genannt.
Das Vorkommen des Zweiblättrigen Blausterns im Ennert ist aus zwei Gründen etwas Besonderes: Zum einen erreicht er im Siebengebirge den Nordrand seines Verbreitungsgebiets. Schon etwas weiter in der Kölner Bucht, am Niederrhein oder in Westfalen fehlt die Art. An diesem Standort kommen ihm das milde Klima und die sonnendurchflutete Hanglage sehr gelegen.
Die zweite Besonderheit: Die Blume blüht fast jedes Jahr zahlreich, stellenweise sogar in einem ausgedehnten Teppich. Dann kann man den Eindruck gewinnen, als würde sich der Himmel auf Erden spiegeln. "Blaustern-Genusswanderer" und „Frühlingshungrige“ sollten im März einmal über den Kammweg (Rheinsteig) zwischen Aussichtspunkt Dornheckensee und Rabenlay spazieren. Hier gedeihen – dicht an dicht – tausende Blausterne. Da der Höhepunkt der Blüte ungefähr mit dem Namenstag des Heiligen Josef am 19. März zusammenfällt, hat die Pflanze im Volksmund noch einen weiteren Namen: Jösefchen.
Und ein alter, fast vergessener Aberglaube besagt: Vorwitznasen, die an den (geruchlosen!) Blausternblüten riechen und immer näher herangehen, bekommen bei dieser Aktion ihre Sommersprossen.

Frühblüher

Blüht der Blaustern, kann man zugleich auch auf blühende Vertreter von Lerchensporn, Buschwindröschen, Scharbockskraut oder Lungenkraut treffen, die für den Laubwald des Ennerts typisch sind. Auch sie sind „Frühblüher“, die bereits im Spätwinter, spätestens zur Zeit des Vorfrühlings im März wie aus dem Nichts erscheinen.
Der zeitige Blühbeginn ist für Insekten von Bedeutung. Hummeln fliegen die auffällig gefärbten und geformten Blüten gerne zum Nektarsaugen an. Ameisen hingegen nehmen einige Zeit später die kleinen Samen mit. Warum? Wegen eines speziellen Anhängsels! Dieses ist nahrhaft und wird von den Tieren verspeist. Die Samen selbst sind für die Tiere weniger interessant und werden so verstreut. Insekten nutzen der Pflanze also zweifach: Sie bestäuben sie und tragen zu ihrer Verbreitung bei.

Warum so früh?

Frühblüher sind ausnahmslos klein - meist nicht größer als 20cm- und wie alle Pflanzen brauchen sie zum Wachstum das Sonnenlicht. Wenn die großen Bäume erst einmal Blätter haben, wird es recht dunkel im Wald und es fällt nicht ausreichend Licht auf den Waldboden. Also muss man als kleine Pflanze schneller als die Großen sein und früher im Jahr blühen. Nach der Blüte bauen die Frühblüher alles Oberirdische ab und ziehen ihre Kräfte in der Wurzel oder Zwiebel zusammen, um dann im nächsten Jahr wieder ganz früh mit dabei zu sein.