Felder

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Eintönige Feldlandschaft?

Ackerfläche bis zum Horizont, streng parallel Saatreihe an Saatreihe, kaum ein Blümchen, kaum ein Tier! Keine Natur? Das stimmt nicht ganz. Zwar ist richtig, dass der maschinelle und mit viel Chemie einhergehende konventionelle Ackerbau für die meisten Organismen lebensfeindlich ist. Zudem ist die Intensiv-Landwirtschaft der Hauptverursacher für den starken Rückgang der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft. Ausgeräumt, übersichtlich, maschinengerecht: Viele Arten finden in der heutigen „Agrarsteppe“ leider keine Nahrung, keine Niststätte, kein ausgespartes Fleckchen Erde – letztlich kein Auskommen mehr.
Dennoch sind Feldflächen weder wertlos noch „naturfrei“. Der hübsche zitronengelbe Vogel, der im Frühling von morgens bis mittags zu singen scheint „Wie, wie, wie bin ich so müüüdeee!“, ist die Goldammer. Er sitzt in der Hecke oder am Waldrand. Bis zum Sommer trillert die Feldlerche hoch am Himmel über den Feldern um Oberholtorf. Abends kommen Feldhase und Reh aus dem Wald zur Futtersuche ins Feld. Und das ganze Jahr über kann man hier oben Greifvögel jagen oder vorüberziehen sehen: Den imposanten Mäusebussard, den artistischen Turmfalken oder mit Glück den galanten Rotmilan mit seinem gegabelten Schwanz.
Die Feldlandschaft ist eigentlich ein sehr abwechslungsreicher, vielfältiger und dynamischer Lebensraum. Etliche Arten brauchen diesen offenen Lebensraum, der Savannen oder gar Steppen ähnelt.

Landwirtschaft ist nicht gleich Landwirtschaft.

Deshalb können Feldlandschaften ganz unterschiedlich aussehen und von ganz unterschiedlichem Wert für Pflanzen, Tiere und Natur, aber auch für uns Menschen sein!
Eine Feldlandschaft ist umso wertvoller, je abwechslungsreicher sie ist. Feldgehölze, Bäume, Büsche, Brachen, Gras- oder Erdwege, Böschungen, Gräben, Gewässer lockern die Ackerflächen nicht nur auf, sondern sind wertvolle Lebensräume. Aufgrund der Intensivnutzung sind sie ebenso selten geworden wie typische Arten der Felder: Rebhuhn, Feldlerche oder Kornblume haben es schwer. Das Paradoxe dabei ist, dass Landwirtschaftliche Produkte und Grundnahrungsmittel so wenig kosten, wie nie zuvor. So musste man 1960 im Schnitt noch 7 Minuten lang arbeiten, um sich ein Kilo Kartoffeln leisten zu können. Heute brauch man nur 4 Minuten. Besonders auffällig ist das beim Fleisch. Heut ereichen etwa 30 Minuten Arbeit aus, um sich ein kg Schweinefleisch zu kaufen. 1960 waren es noch über 2,5 Stunden.
Trotzem jammern viele über die hohen Lebensmittelpreise.
Das zeigt, wie wenig Nahrung (uns) noch Wert ist!
Die Folgen sind Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in der Nahrung, im Grundwasser sowie im menschlichen Körper, ein monotones Landschaftsbild und bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Eigentlich könnten wir uns doch ein Mehr an Natürlichkeit leisten, oder!?