Lianen

Text vorlesen lassen

Urwaldgefühl im Ennert: Von Lianen und anderen Schlingpflanzen

Unter dem Motto „Hoch hinaus mit fremder Hilfe“ nutzen Schling- oder Kletterpflanzen stabile Bäume und Sträucher, um sich ohne eigene feste Äste und damit ohne viel Aufwand meterlang in die Höhe zu winden und zu klettern. Sie versuchen so an das besonders im Wald rare und begehrte Sonnenlicht zu kommen. Manche Kletterpflanzen brauchen nur eine stabile Unterlage, um senkrecht ans Licht wachsen zu können, andere können ihren „Wirt“ auch schädigen.

Verschleierungstaktik

Viele Kletterpflanzen wie Waldreben und Brombeeren wachsen sehr schnell. Sie vermehren sich nicht nur über Samen, sondern auch über Ausläufer und aus Stengel-Bruchstücken. Auf diese Weise können sie schnell größere Bereiche überwuchern. Dabei verdunkeln sie mit ihren Blättern die tiefergelegenen Bereiche so, dass kleinere Pflanzen mit hohem Lichtbedarf keine Chance mehr haben. Diese "Schleiergesellschaften" sind sehr üppig, dicht und schöne Verstecke und Brutplätze für viele Vögel.

Die bekanntesten Lianen

Die bekannteste und im Ennert sehr häufige Schlingpflanze ist sicher der Efeu mit seinen charakteristisch geformten und das ganze Jahr über grünen Blättern. Die Pflanze ist reich an Symbolik und Legenden, so in der Antike als Begleiter des Dionysos, im Christentum als Symbol des ewigen Lebens und im Brauchtum für Freundschaft und Treue. Wegen seiner späten Blüte ist er besonders wichtig für Bienen und andere Insekten.
Das, was vor allem Kinder als Lianen bezeichnen und wie Tarzan nutzen, sind die großen alten Stängel der heimischen Waldrebe. Die mit Hilfe von Ranken klimmende Art hat im Sommer attraktive weiße Blüten. Waldreben gibt es auch als Gartenpflanzen, die größere und anders gefärbte Blüten haben.
Etwas Besonderes ist der mit dem Hanf verwandte Hopfen, den man im Ennert nur vereinzelt findet. Er wächst gern auf feuchten, nährstoffreichen Böden in den Auen und am Waldrand. Männliche und weibliche Blüten findet man auf verschiedenen Pflanzen. Zum Bierbrauen werden die weiblichen Blüten des Kulturhopfens genutzt, die das bittere Aroma geben. Die Bitterstoffe wirken auch Bakterien hemmend und daher konservierend, was vor allem in früheren Zeiten wichtig war, um das Bier länger haltbar zu machen.

Links herum oder rechts herum?

Es ist kein Zufall, in welche Richtung Schlingpflanzen ihre Stängel drehen! Die meisten Arten haben eine bevorzugte Schlingrichtung. Manche können sich sogar nur in eine Richtung winden. Entweder geht es immer rechts um den Baum herum oder linksherum. Der Hopfen ist ein sogenannter Rechtswinder, die Zaunwinde dagegen ein Linkswinder.