Niederwald

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Niederwald - eine besondere Nutzung

Wald ist nicht gleich Wald…. Die Bäume im Niederwald sind deutlich kleiner und dünner als die Bäume im normalen Wirtschaftswald, und die Stämme stehen oft in Gruppen zusammen. Der Niederwald ist keine natürliche Entwicklung, sondern hat seine Struktur durch eine besondere Nutzung erhalten.
Niederwaldwirtschaft ist die Brennholzwirtschaft des „kleinen Mannes“ und hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Der einfache Dorfbewohner hatte lange Zeit nicht die Möglichkeit, ganze Altbäume aus dem Wald zu holen. Daher nutzte er das Holz, das er einfach bekommen konnte. Zunächst wurden abgestorbene Äste gesammelt. Gab es kein Totholz mehr, wurden die Bäume in der Nähe der Dörfer. Man nahm meist Jungbäume und Äste mit weniger als 15 cm Durchmesser.
Manche Baumarten überleben es, wenn man den Stamm kurz über dem Boden abschneidet. Sie treiben dann seitlich an der Schnittkante neu aus. Die neuen Triebe werden dann wieder zu langen gerade Stämmen, die sich steil nach oben recken.
Wenn die Seitentriebe dick genug waren, schnitt man sie wieder kurz über dem Boden - also kurz über dem Wurzelstock - ab. Man sagt: Der Baum wurde auf den Stock gesetzt. Bei richtigem Nutzungsrhythmus blieb die Wurzel über viele Jahrzehnte hinweg lebensfähig.

Ramholz

Bei einer anderen Form der Niederwaldwirtschaft nutzte man nicht die Triebe aus dem Wurzelstock, sondern die immer wieder aus dem Stamm austreibenden Äste. Die Bäume besaßen noch eine erkennbare Unterteilung in Stamm und Krone. Diese Waldbewirtschaftung heißt Ramholz-Wirtschaft (von lateinisch: ramus = Ast). Die Äste nutzte man in den Weinbergen zum Aufbinden der Weinreben.
Heute werden die Niederwälder nicht mehr gebraucht. Der Wein wird an langen Drahtgestellen hochgebunden. Das erleichtert die Ernte und erhöht den Ertrag. Auch Brennholz wird heute anders geerntet. Will man den Niederwald erhalten, muss man die alte Nutzung fortsetzen. Die Erinnerung an die Niederwaldwirtschaft bleibt in Ortsnamen wie Niederholtorf und Ramersdorf erhalten.

Naturnahe Waldnutzung

Im naturnahen Wirtschaftswald stehen die Bäume erst einmal dicht gepflanzt oder aus natürlicher Verjüngung. Später sucht der Förster oder Waldbauer einzelne gute Bäume aus, die dick werden sollen. Er fördert Bäume mit guter Holzentwicklung und geradem Wuchs: Die Zukunftsbäume. Deren Nachbarn werden Zug um Zug entnommen, um den
Zukunftsbäumen Platz zu geben. Diese werden immer dicker und schließlich einzeln entnommen. Sie werden als sogenanntes Wertholz verkauft. Wo der Baum stand, ist nun wieder Raum für Jungpflanzen. Vom Pflanzen bis zur Ernte vergeht einige Zeit. Die Zukunftsbäume werden bei den Fichten nach etwa 80 Jahren geschlagen, bei den Eichen nach etwa 150bis 180 Jahren. Der Förster, der die Zukunftsbäume gepflanzt hat erlebt Ihre Ernte also nicht mehr. Er wirtschaftet tatsächlich für die Zukunft.

Die Kopfbuchen vom Venusberg

Typische Reste einer weiteren Niederwaldwirtschaft findet man auf dem Venusberg. Die so urig und seltsam aussehenden Kopfbuchen entstanden auf ähnliche Weise wie die Ramholzbuchen, jedoch dienten die Äste als Brennholz. Man hat jedoch eine Krone im etwa 2 m Höhe erzeugt. Dies war nötig, da der Wald als Weide für Kühe und Schweine genutzt wurde und alles Grün in Bodennähe durch das Vieh aufgefressen wurde. Erst ab 2 m Höhe kamen die Tiere nicht mehr an die frischen Triebe. Mittlerweile ist auch diese Wirtschaftsweise seit mehr als 50 Jahren ausgestorben . Die Bäume faulen und brechen zusammen, da die künstlichen Kronen die mittlerweile massiven Äste nicht mehr tragen können.