Startpunkt: Parkplatz am Dornheckensee

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Naturerlebnispfad Ennert

Auf einem Rundweg laden wir die Besucher dazu ein, die Natur des Ennerts näher kennenzulernen. Neben den Einführungstafeln an gleichmäßig verteilten Startpunkten geben wir an zwölf Stationen mit thematischen Schwerpunkten einen Einblick in die bemerkenswerte Natur des Ennerts, seine Lebensräume, die Tier- und Pflanzenwelt. Der Rundweg bietet Aussichten und Einblicke.
Vor allem Kinder sind herzlich willkommen und können als aufmerksame Besucher Spannendes auf dem Weg oder am Wegrand entdecken. Wegen ihrer „niedrigen Wuchshöhe“, ihrem „unverstellten Blick“ und der „unverbrauchten, scharfen Sinne“ sehen sie oft ganz andere Dinge als Erwachsene. Da können selbst die Großen noch etwas dazulernen und Neues erleben. Für die jungen Naturentdecker gibt es an den Stationen Anregungen, Fragen und Aufgaben.
Die Route ist ca. 9 km lang und kann in 3–4 Stunden erwandert werden. Die Hauptroute ist durch einen grünen Punkt auf weißem Grund markiert. Ein rotes Dreieck zeigt durch seine Ausrichtung den weiteren Wegeverlauf an. Zahlreiche Wegeverbindungen ermöglichen, den Rundgang abzuwandeln oder abzukürzen. Bei Nebenrouten wir der Verlauf des Weges durch ein Blaues Dreieck angegeben.  

Der Ennert

Als Ennert wird der Nordteil des Siebengebirges bezeichnet, der sich auf Bonner Stadtgebiet befindet. Zum Rheintal hin fällt die bewaldete, wellige Hochfläche schroff ab. Die steilen Hänge sind durch Vulkanismus und Bergbau entstanden. Der Paffelsberg im Südteil, zwischen Oberkassel und Vinxel gelegen, ist mit rund 195 m üNN zugleich der höchste Punkt des Ennerts und der Stadt Bonn. Namensgebend für den Ennert ist die „letzte“ nördliche Erhebung, auf der sich auch das Foveaux-Häuschen befindet. Die Ennert-Kuppe hat eine Höhe von 150 m üNN. Hier endet der 4 km lange Höhenzug und damit auch das Mittelrheintal mit seinen steilen und hohen Hängen, das in die flache Kölner Bucht übergeht. Aus diesem Grund stellt der Ennert zusammen mit dem Siebengebirge die Verbreitungsgrenze für viele Pflanzen- und Tierarten dar.

Der Wald

Der Ennertwald ist ein naturnaher Wald. Das liegt am hohen Anteil heimischer Laubbäume und einer langjährig schonenden Waldnutzung. Fichtenbestände, die von Förstern in der Vergangenheit angepflanzt wurden, werden schrittweise in Mischwälder aus heimischen Baumarten umgewandelt. Sie verkraften Stürme und Klimaveränderungen besser. Der Wald leistet viel für uns Menschen: Er dient der Erholung, schützt den Boden, reinigt Luft und Wasser, bindet das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) und liefert den nachwachsenden Rohstoff Holz – und dies sogar klimaneutral. Der Ennertwald ist überwiegend im Eigentum des Landes. Er wird vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft bewirtschaftet.

Die Pflanzen

Der Ennert ist die Heimat seltener und gefährdeter Pflanzenarten. Hierzu zählen z. B. verschiedene Wildorchideen-Arten und der Blaurote Steinsame an sonnigen Waldrändern. Hirschzunge und Schwarzstieliger Streifenfarn bevorzugen hingegen schattig-kühle Standorte. Die Wildobst-Sorten Holzapfel, Wildbirne, Echte Mispel, Speierling und Elsbeere sind landesweit gefährdet, kommen aber im Ennert noch vor. Nur an wenigen Stellen wächst der Seidelbast: ein Zwergstrauch, der im Frühjahr rosa blüht, bevor er seine Blätter bekommt. Er duftet verführerisch, zählt allerdings auch zu den giftigsten heimischen Pflanzen. Das Waldesinnere zeigt sich im März und April von seiner schönsten Seite: Etliche bunte Frühjahrsblüher erobern als Erste den noch sonnigen Waldboden und das Laub der Bäume macht sich zunächst nur als lichtes, zartes Grün bemerkbar.

Die Tiere

Als Bewohner ausgedehnter Laubwälder fühlen sich unter den zahlreichen Vogelarten vor allem die baumbewohnenden Spechte im Ennertwald wohl: Bunt-, Mittel-, Klein- und der stattliche Schwarzspecht kommen hier regelmäßig vor. Auch Insekten können überraschend groß sein: Mit einer Länge von 6-8 cm sind Hirschkäfer-Männchen die größten europäischen Käfer. Ähnlich wie beim kräftigen Sägebock-Käfer wachsen die Larven im Wurzelwerk alter Bäume oder im Totholz heran. Während der mehrjährigen Entwicklungsdauer erreichen diese „Engerlinge“ sogar eine Länge von bis zu 10 cm! Typisch für den Ennertwald sind ferner die zahlreichen Leuchtkäfer („Glühwürmchen“), die Ende Juni wie Sterne am Nachthimmel im dunklen Wald leuchten. Die Männchen fliegen in warmen Sommernächten umher und geben Blinksignale an die Weibchen, welche flügellos auf dem Waldboden liegen, dort warten und ebenfalls leuchten.
Reptilien wie Zaun- und Mauereidechse oder die beiden harmlosen Schlangenarten Ringel- und Schlingnatter werden Besucher kaum entdecken können, da sie frühzeitig flüchten oder ohnehin an unzugänglichen Stellen leben. Wildschweine und Rehe nutzen den Ennertwald trotz der vielen Besucher als Lebensraum. Sie brauchen vor allem wegen ihres Nachwuchses Schutz vor Störungen durch freilaufende Hunde.

Naturschutz und Naturerlebnis

Ennert und Siebengebirge sind nicht nur in weiten Teilen ein Naturschutzgebiet (die strengste Schutzgebietskategorie nach deutschem Recht), sondern auch von internationaler Bedeutung. Sie sind Bestandteil von Natura 2000, dem europäischen Netzwerk der wichtigsten Lebensräume und Naturlandschaften. In solchen Gebieten hat die Natur Vorrang und es gelten verschiedene Einschränkungen für Besucher und die Nutzung. Auf Wegen darf das Schutzgebiet betreten werden und pro Jahr machen mehrere 100.000 Besucher davon Gebrauch.

Geschichte

Der Ennert wird – wie die gesamte Region – schon lange vom Menschen genutzt und besiedelt. Der älteste, vorgeschichtliche Nachweis menschlicher Überreste im Ennert stellt zugleich den ältesten Fund des modernen Menschen (Homo sapiens) in Deutschland dar: Das „Doppelgrab von Oberkassel“ mit den „Oberkasseler Menschen“ ist über die Region hinaus bekannt geworden. Die Skelette eines etwa 40-jährigen Mannes und einer etwa 20 Jahre alten Frau stammen aus der Späteiszeit, sind etwa 14.000 Jahre alt und heute im LVR-Landesmuseum in Bonn ausgestellt. Sie wurden 1917 am Fuße des Stingenbergs von Steinbrucharbeitern gefunden.
In historischer Zeit gab es die unterschiedlichsten Nutzungen im Ennert. Sie reichen unter anderem von der Holznutzung über den Abbau von Braunkohle und Gesteinen, die Gewinnung von Alaun als Gerbemittel für Leder bis hin zu Acker-, Wein- und Obstbau in den Randlagen. Das Ergebnis ist eine vom Menschen stark veränderte Landschaft: eine Kulturlandschaft, in der sich die Natur ihren Platz hier und da zurückerobert.