Totholz

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Tote Bäume sind Lebensräume

Der Wald ist der vielfältigste Lebensraum auf dem Festland in Europa. In ihm leben mehr unterschiedliche Lebewesen als in allen anderen Bereichen (es herrscht die höchste Biodiversität). Eine ganz besondere Bedeutung im Wald haben das Altholz und das Totholz, denn an absterbenden und toten Bäumen leben besonders viele Tiere, Pflanzen, Flechten und Pilze.

Der Anteil von Totholz nimmt in den Wäldern des Ennerts seit Jahren zu, weil auf seine Nutzung zu Gunsten des Naturschutzes bewusst verzichtet wird. Ein natürlicher Zustand wird sich aber im Wirtschaftswald niemals einstellen, da im Urwald der Totholzanteil mehr als 5 mla größer ist. Es ist nicht nur für die Artenvielfalt wichtig, dass Totholz im Wald verbleibt und nicht z. B. Als Brennholz genutzt wird, denn es eine wichtige Funktion als Zwischenspeicher für CO2 und damit eine hohe Bedeutung beim Klimaschutz.

Totholz hält nicht ewig

Zunderschwamm, Porlinge und andere Pilze sind in Zusammenarbeit mit Tieren und Bakterien in der Lage auch die dicksten Baumstämme komplett zu zersetzen und in Humus zu verwandeln. Häufig fängt der Pilzbefall schon an, wenn der Baum noch lebt. Bekannt sind die Braunfäule , bei der sich das Holz dunkel verfärbt und die Weißfäule, bei der das Holz weich und schwammig wird. Ohne diese Abbauprozesse würde sich totes Holz immer weiter im Wald ansammeln.

Totholzbewohner

Viele Bockkäfer legen ihre Eier an totem Holz ab. Die Larven ernähren sich vom Holz, bis sie nach einigen Jahren als fertige Käfer schlüpfen. Sie brauchen dazu Hefepilze, die in ihrem Darm leben und helfen, das Holz zu verdauen.
Ein besonders beeindruckender Bockkäfer ist der Sägebock. Die Larven des bis zu
45 mm großen Käfers haben eine sehr lange Entwicklungszeit von 3 Jahren und brauchen deshalb dicke Bäume, die nur langsam verfaulen. Die Larven bohren sich bis hinab zu den Wurzeln und verpuppen sich dort im Boden. Aus der Puppe schlüpft dann der fertige Käfer. Andere Käfer bohren einfach einen Gang bis zur Oberfläche des Baumstamms, um ihn verlassen zu können. Ist die "Käfer-Wohnung" frei geworden, ziehen die nächsten "Mieter" ein: z.B. Wildbienen und Wespen.

Holz ist nicht gleich Holz: Unterschiede zwischen stehendem und liegendem Totholz

Liegendes Totholz ist häufig im Wald zu finden. Es bleibt feucht, verrottet schnell und ist die Lebensgrundlage für viele Moose, Pilze, Flechten und Tiere. Darüber hinaus dient es den Sämlingen der anderen Bäume als nährstoffreiche Unterlage.
Stehendes Totholz wird von spezialisierten Arten genutzt, die über längere Zeit auf gleichbleibende Verhältnisse angewiesen sind. Besondes groß sind diese Vorteile bei starkem Totholz mit mehr als 50 cm Durchmesser. Viele Rote-Liste-Arten (seltene, gefährdete Arten) sind auf dicke, stehende Stämme angewiesen.

So baut der Schwarzspecht seine Nisthöhlen in kranke und tote Bäume, die dicker als 40 cm sind. Zu den „Nachmietern“ in leeren Schwarzspecht-Höhlen gehören z. B. die Hohltaube und der Waldkauz.
Auch der Hirschkäfer braucht kräftige abgestorbene Eichen, Buchen oder Obstbäume, denn die Larven sind auf das Fressen des Weißfaulen Holzes am Stammfuß spezialisiert. Hinzu kommt, dass die Umgebung warm und sonnig sein sollte. Deshalb kommt er im Ennert in großer Zahl vor.

Totholz ist bei Sturm gefährlich

Tote Äste am Baum können gefährlich werden, wenn sie durch Wind brechen und herunterfallen. Das kann schwere Verletzungen zur Folge haben. Deshalb gilt im Wald: Betreten auf eigene Gefahr! Und bei Sturm oder Gewitter geht man am besten gar nicht erst in den Wald.